Ich bin mal gespannt, ob ich es schaffe, diesen Post auch tatsächlich zu bloggen. Es war mit meinem Blog ein bisschen wie mit guten Freunden, bei denen man sich mal wieder melden müsste: Erst verpasst man die nächste Gelegenheitund dann ist irgendwann so viel Zeit verstrichen, dass das schlechte Gewissen zu groß ist. Und mit jedem Facebook-Like habe ich mich mehr geschämt, meinen Blog so verkümmern zu lassen – obwohl es an blogwürdigen Kuchen nicht mangelte. Denn auch wenn man auf meinem Blog nichts davon ahnte, habe ich fleißig weitergebacken. Manchmal nur ein- statt zwei- oder dreimal die Woche, aber selbst, als ich drei Monate zu milchfreier Ernährung verurteilt war (als mein Minimädchen eine Darmentzündung hatte und ich aber nicht abstillen wollte), habe ich Wege und Mittel gefunden, Ida in Betrieb zu nehmen. Ida und mein Minimädchen sind übrigens die besten Freunde: Während Ida Eis für den marito und mich machte, schlief das Minimädchen selig und süß in ihrer culla (Wiege) nebendran. Sobald sie das mit dem Greifen raus hatte, hat sie Ida mit größter Faszination (natürlich unter mütterlicher Aufsicht) selber bedient. Und nun ist sie schon so groß, dass sie sich beim Backen an meinen Beinen hochzieht und so lange an der Backschublade rüttelt, bis ich sie hochnehme, damit sie zuschauen kann. Unser größter Herzenswunsch für ihren Geburtstag ist daher so ein “little helper tower”, wie es ihn (anscheinend nur) in den USA gibt, damit mein Minimädchen immer in der ersten Reihe steht.
Jedenfalls war die Zitronentart, die ich am Freitag gemacht habe, so lecker, dass ich sie nicht ungebloggt lassen kann. Auch wenn es leider keine Bilder aus dem Zubereitungsstadium gibt. Ich weiß zwar, dass die für’s Nachbacken nicht nötig sind, jedoch manchmal einen Anreiz dazu geben. Aber: keine Ausreden mehr (eigentlich müsste ich dringend das Bücherregal kindersicher machen, nachdem das Minimädchen dieses gestern als neue Spielstätte für sich entdeckt hat) , hier ist sie:
Zitronentart
(nach der wundervollen Smitten mit – wie immer – nur weniger Zucker)
Sandteig (sweet tart dough)
(leicht abgewandelt aus: Baking: From My Home To Yours von Dorie Greenspan)
Zumindest für diesen findet ihr Step-by-Step-Bilder hier.
185 g Mehl, 65 g Puderzucker und 1 Prise Salz in einer Schüssel mischen.
125 g kalte Butter in kleinen Stücken zufügen und mit dem Mixer einarbeiten, bis sich Stücke in der Größe von Haferflocken und Erbsen bilden.
1 ganzes Ei kurz mit dem Mixer unterrühren und gegebenenfalls mit der Hand vorsichtig weitermachen, bis sich die Zutaten vermengt haben. Der Teig ist sehr weich und geschmeidig, ohne jedoch einen zusammenhängenden Teigkloß zu bilden.
Den Teig vorsichtig in eine gefettete Tart- oder Springform drücken, um seine Textur nicht zu zerstören und anschließend mindestens 30 Minuten im Gefrierfach ruhen lassen. Auch wenn ihr die Tart für einen späteren Zeitpunkt vorbereiten wollt, empfehlen Dorie und ich euch, sie direkt in der Kuchenform einzufrieren und dann gegebenenfalls die Backzeit zu verlängern.
Die glänzende Seite eines Stücks Alufolie mit Butter einpinseln und vorsichtig auf den Teig legen. Da der Teig gefroren ist, bedarf es keiner Hülsenfrüchte als Gewichte, um den Boden zu beschweren. Ca. 25 Minuten bei 175°C Umluft backen. Dann die Folie entfernen und weitere 5 Minuten backen, bis der Boden goldbraun ist. Mutig und ungeduldig wie ich bin, habe ich den Boden natürlich nicht vorgebacken (für so was ist mit Kind wirklich keine Zeit mehr), sondern sie direkt nach dem Einfrieren mit der Füllung zusammen gebacken. Dadurch ist der Teig so wie wir ihn mögen, nämlich etwas weicher. Wer ihn knuspriger mag, sollte vorbildlich vorbacken.
Zitronenfüllung
1 Zitrone (von ungefähr 130g – nur ein Richtwert, aber nachdem das sizilianische Exemplar, das ich erst in der Hand hatte, diesen um gute hundert Gramm überboten hat, vielleicht nicht ganz unberechtigt) waschen und in dünne Scheiben schneiden. Kerne entfernen und die Scheiben mit 200 g Zucker und 115 g Butter in Stücken in einem Standmixer oder mit dem Pürierstab zu einer homogenen Masse verarbeiten. Dann noch 4 Eier, 2 tbsp (14 g) Speisestärke und 1 Prise Salz dazugeben und mixen, bis die Masse eine homogene (flüssige) Masse entstanden ist.
Diese auf den gefrorenen Tartboden geben und bei 165° C Umluft (mindestens) 30 Minuten backen bis die Füllung beginnt, sich leicht zu bräunen und nur noch ein wenig “wackelt”, wenn man vorsichtig an der Form rüttelt.
Schmeckt’s?
→ Auf einer Skala von 1 bis 10?
Für mich war die Entdeckung der Zitronentart eine Offenbarung. So viel Zitron in einem Kuchen! Und die Konsistenz der Füllung! Dem marito ist sie sieben bis acht Punkte wert. Warum? Weil er Zitronen weniger zu schätzen weiß als ich und die Tart für ihn daher eigentlich zu unspektakulär ist. Aber immerhin ist sie gut genug, als dass sie am Ende des Wochenendes fast weg ist (ohne das wir andere Abnehmer gehabt hätten).
→ Was gibt’s auszusetzen?
Gegen die vermeintliche Schlichtheit der Tart helfen jegliche Art von Beeren als Beilage oder Draufgabe. Auch gegen ihr zugegebenermaßen nicht ganz attraktives Erscheinungsbild.
Schlimmer ist tatsächlich die gummiähnliche Konsistenz der Füllung, die sich einstellt, wenn man die Tart zu lange backt. Smitten gibt zum Beispiel 35 bis 40 Minuten als Backzeit an, aber nachdem ich das letzte Mal die 30 Minuten überschritten habe und der Großteil des Kuchens daraufhin im Müll gelandet ist, bin ich da eher zurückhaltend und im Zweifel für “underbaked”.
→ Wie stehen die Chancen auf Wiederholung?
Die Zitronentart ist in meiner Küche bereits ein keeper und vor allem dann die erste Wahl, wenn ich am Ende der Wintersaison alle Apfelkuchen durchgebacken habe und noch kein Stein- oder Beerenobst in Sicht ist.